„Träume und Teilhabe“ – der Film

Klappe zu und Action – Ein Filmprojekt zusammen mit Menschen mit Behinderungen. Du erfährst, was bei diesem Filmprojekt anders ist und was sich Menschen mit Behinderungen wünschen.

Alle sind aufgeregt als die Klappe fällt und es „Action“ heißt. Als die Filmaufnahmen beginnen, ist es mucksmäuschenstill. Alle hören gespannt zu, was die Interviewpartnerin zu sagen hat.

Stefanie Bergmann ist Diplom-Psychologin und sitzt im Rollstuhl. Auch ihre Stimme will manchmal nicht so, wie sie. Doch das, was sie zum Thema Behinderung, Barrieren und Benachteiligung sagen möchte, kommt professionell rüber.

Hindernisse und Barrieren in den Köpfen überwinden

Die meisten denken bei Barrieren an bauliche Barrieren. Doch etwas ganz anderes kann ein Hindernis auf dem Weg zu mehr Teilhabe und Inklusion von körperlich, geistig oder seelisch behinderten Menschen sein.

„Der Begriff der Barrieren ist viel weiter gefasst. Zum Beispiel hat man es sehr oft mit Barrieren in den Köpfen zu tun. Viele Leute haben Vorurteile – auch viele Arbeitgeber – und sind sich unsicher im Umgang mit Behinderten oder scheuen den Kontakt.“

Stefanie Bergmann (Peer-Beraterin der EUTB® Regensburg)
Eine Frau sitzt im Rollstuhl. Es ist die Diplom-Psychologin Stefanie Bergmann. Sie berät Menschen mit Behinderungen in der EUTB in Regensburg.
Diplom-Psychologin Stefanie Bergmann berät Ratsuchende in der EUTB in Regensburg

Barrierefreiheit: Was geht da noch?

Dann spricht Sebastian Freyer ins Mikrofon. Er ist Sozialpädagoge und Berater bei der Ergänzenden Unabhängigen Teilhabeberatung in Landshut (kurz: EUTB®). Auch er ist betroffen von einer Behinderung. Er fordert zum Beispiel einen barrierefreien Zugang zu allen öffentlichen Gebäuden und Zimmern und Unterstützung, für die man sich nicht rechtfertigen muss.

Peter Weiß ist der Vorsitzende des Vereins der EUTB®. Er erzählt, wie schwierig es war, geeignete Räume für den Verein zu finden. Denn alle Räume, auch die Sanitäranlagen, müssen barrierefrei sein. Das heißt, dass dort Platz für eine spezielle Hebevorrichtung für Rollstuhlfahrende sein muss.

Menschen mit Handicap haben es schwer auf dem Arbeitsmarkt

Abwechselnd kommen alle zu Wort: Hans-Peter Brunnhuber macht die Arbeit bei der EUTB® in Landshut „immens Spaß“. Er berichtet: „Manche Arbeitgeber geben einem keine Chance, nur weil man eine Pause mehr braucht.“ Chefs sollten mehr Mut haben, einen Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischen Einschränkungen einzustellen. Die Chance auf Arbeit bei der EUTB® hat Peter Hecker genutzt: Er absolvierte zunächst eine zusätzliche Ausbildung, bevor er als Berater bei der EUTB® in Regensburg begann.

Von Pontius zu Pilatus: Anträge werden oft auf andere verwiesen

Helmut Bruhnke war aufgrund seiner erkrankten Frau in einer Selbsthilfegruppe und hat auch eine solche Gruppe gegründet, die er viele Jahre als Vorstand führte. Er wünscht sich zum Beispiel, dass Betroffene nicht von einem Träger zum anderen verwiesen werden und Zuständigkeiten nicht verlagert werden.

Benedikt Stegner spricht aus eigener Erfahrung, wenn er die Menschen berät, die ins Büro der EUTB® nach Straubing kommen. Denn er sitzt von Geburt an im Rollstuhl. Deshalb kann er Menschen gut verstehen und ihre Bedürfnisse erkennen, denen es ähnlich geht. „Man versteht sich gleich auf einer Ebene, ohne viel erklären zu müssen“, sagt er im Gespräch.

Auch Julia Otterski kann aufgrund einer eigenen Erkrankung die Hilfesuchenden gut verstehen. Sie macht es wütend, wenn die finanziellen und materiellen Hilfen teilweise erst nach langem Kampf von den Krankenkassen oder der Rentenversicherung bewilligt werden.

Im Film „Träume und Teilhabe“ sprechen die von Behinderung betroffenen Beraterinnen und Berater der EUTB® in der Oberpfalz und Niederbayern über Hindernisse und Barrieren und was diese bedeuten.

Was ist Peer-Beratung?

Es erklären die Beraterinnen und Berater das Prinzip der Peer-Beratung bei der EUTB®, das so einfach ist, wie es klingt:

Menschen mit Behinderungen beraten Menschen mit Behinderungen.

Peerberaterinnen und Peerberater der EUTB® e.V.

Die Berater und Beraterinnen verstehen durch die eigenen Erfahrungen mit Diskriminierung und Ausgrenzung die Ratsuchenden sehr viel besser als Außenstehende. Davon profitieren die Menschen, die in die EUTB® kommen.

Interview mit der Filmemacherin Sandra Salb

„Anfang des Jahres bekam ich eine Anfrage, ob ich mir vorstellen kann, einen Film für die Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung – die EUTB® – in Regensburg zu drehen.

Zwar hatte ich zuvor von der EUTB® noch wenig gehört und so begab ich mich auf die Recherche. Ich fand heraus, was die Aufgaben und Ziele der EUTB® sind und wie sie arbeitet.

Das spannende war für mich, die Menschen dort vorzustellen. Denn sie sind von Behinderung betroffen oder Angehörige von Menschen mit Behinderungen. Bei der EUTB® arbeiten diese Menschen mit dem Prinzip der Peer-Beratung.

Für einen Film braucht es ein gutes Team

Das Team der EUTB® hat mich beim Umsetzen des Projekts sehr unterstützt. Wenn man dabei bedenkt, dass alle selbst von einer körperlichen, geistigen oder seelischen Erkrankung betroffen sind, die am Film mitgearbeitet haben oder Angehörige von Menschen mit Behinderungen sind, dann ist das eine spannende Sache.

Dann wurde eine Konzeption zusammen mit Anna Goldberg von der EUTB® Regensburg entwickelt, die von der EUTB®und seinem Vorsitzenden Peter Weiß getragen wurde. Schließlich konnte ich die Drehtage planen und meine Ausrüstung startklar machen.

Der Film wurde in der Hochphase der Corona-Pandemie gedreht. Deshalb wurde auf Abstand, Stoßlüften und Corona-Tests geachtet.

Beim Filmen ließ ich im Bild auch Platz für eine angedachte Gebärdendolmetscherin.

Software Amberscript hilft Sprache in Text für die Uraufführung zu übersetzen

Als alles im Kasten war, begann ich das Material zu sichten und zu schneiden. Das Zeitbudget hatte maßgeblichen Einfluss auf den Film. Denn bis zum 5. Mai sollte er für den „Europäischen Protesttag zur Gleichstellung der Menschen mit Behinderungen“ bei einer Videokonferenz uraufgeführt werden.

Zusammen mit Anna Goldberg und Sebastian Freyer erstellten wir die Untertitel für einen möglichst barrierefreien Film. Dabei stellte uns die Aussprache manchmal vor Probleme. Das Hindernis konnte gemeinsam gelöst werden. Die Software, die uns die Arbeit erleichterte, nennt sich: „Amberscript“. Mit ihrer Unterstützung wird das gesprochene Wort in einen Text umgewandelt. Dieser vorübersetzte Text wurde vom Team der EUTB® anschließend noch verfeinert und in YouTube eingefügt.“

Der neue YouTube-Kanal der EUTB

Sebastian Freyer hat sich in kurzer Zeit schlau gemacht und die elf Filmabschnitte in den neuen YouTube-Kanal der EUTB® gestellt.

Der Film wurde in viele kleine Abschnitte unterteilt. Das hatte den Grund, weil wir ihn somit besser zugänglich machen konnten.

Wer mehr über den von der „Aktion Mensch“ geförderten Film erfahren möchte, kann auf ein einzelnes Thema klicken oder den Film im Ganzen anschauen, siehe Kasten oben.

Denkst Du, Inklusion und Teilhabe ist ein erreichbares Ziel? Diskutiere mit uns in den Kommentaren:

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